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betreff:
morgen nacht
Überraschung
– hallo du Ich wollt´ mich nur mal eben melden Aus
dem Land der losen Sehnsüchte Und ihrer vogelfreien
Helden
Auf deine letzte Mail konnt´ ich nicht zeitig
reagieren Ist auch schon zu lang her – Ich hatt´
was anderes zu verlieren
Bei mir ist viel passiert Zu
kompliziert hier zu erzählen Vielleicht nicht wirklich
wichtig Gleich jedes Heimspiel zu erwähnen Nur soviel:
Ich hab die Zahl Meiner derzeitigen Affären Radikal
reduziert: von neun auf acht Kurz gesagt: Was machst du
heut´ Oder morgen nacht?
Ja – meine Aufnahmen
gehn gut Weiß nur nicht, wer´s kauft Und die
geschäftliche Lage – Ach, hör mir auf Die
Welt geht unter Munter bin ich nach wie vor Mit Träumereien
auf den Lippen: An deinem Ohr
Ja, schön: Mich
Licht hat zwischenzeitlich Manche Motte eingefangen Nicht
jede war brennbar Zumal nicht für mich Doch du, grad
du, bist mir Nicht mehr aus dem Sinn gegangen Nein, trotz
allem nicht – nein, nicht wirklich Da ist noch immer ein
Verlangen: Du und ich
Sülz, sülz,
schnäbel-schnäbel, lechz und ach Was machst du... sag
mir, was machst du... Heut´ oder morgen nacht...?
Sag
– ist das immer noch so Daß dein Mann kaum mit dir
spricht Obwohl man meinen möcht´, grad er könnt´s
– Warum tut er´s nicht? Wir beide haben die
Frage längst im Stillen beantwortet: Der weiß dich
nicht zu schätzen – (Was er verantwortet) In
diese Kerbe schlag ich herb und süß Und wälze
mich in den Untiefen deiner Seele Ja, ich verstehe dich Und
darauf stehst du wie verrückt Und ich darauf, daß
ich dich entzück´ Immer wieder... Meine Lieder
singen all´ dasselbe Stück...
Was machst du...
sag mir, was machst du... Heut´ oder morgen
nacht...?
Apropos Leidenschaft und Glück: Ich hab
seit neuestem eine Neue Neue Scheibe, mein´ ich Über
die, weil doch gelungen, ich mich freue Stück für
Stück selbst produziert und auch gebrannt Eingetütet
und, so hoff´ ich, mit der richtigen Adresse Eingeworfen
beim Postamt: Ich hab dir die CD geschickt Brenn dir davon
eine Raubkopie Und reich sie weiter gleich an die Entzückenden
Kolleginnen – sag ihnen Eibensang kommt, sie alle zu
beglückingen Oh, Verzeihung: ein Freud´scher Ich
mein´ natürlich nur: ihre Sinne zu betören Mit
der männlichen Natur
Jou – lausiger Reim Aber
laß gut sein, wenn er wirkt Lieder leben – nur ihr
Kritiker stirbt :-)))
Womit wir gleich beim Thema wären Mir
reicht es längst mit den Affären Die fangen an, hören
nimmer auf Und nervlich zahl ich immer drauf Was hab ich
davon, wenn sich wegen mir Ständig sonstwer die Haare
rauft? Da verkriech ich mich doch lieber in mein
Studio-Eck Träum´ bißchen rum und
produzier Ein Obsessions-Projekt nach dem andern
Und wo
die Finger nachts hinwandern Überlassen wir der
Phantasie Oder einer schönen Anderen
Die
Musik-Industrie, jedenphalls, kann die – Fuck that
Schmalz aus vollem Hals! – Von mir aus gern geräuschvoll
untergeh´n Mit ihren vorgestanzten Songs Gesungen von
geklonten Feen
In den Clubs, die´s noch gibt Da
wird die Musik gespielt, die wirklich zählt Weil sie die
echten Träume wiedergibt Ich spiel vor Zwölfen,
Zwanzig oder Fünfzig Bin selber fünfundvierzig –
aber doppelt so brünftig Wie jeder halb so alte
Junge Meine Raucherlunge hat schon gerappt Als die noch in
den Windeln lagen: 1984 – Da war deutschsprachiger HipHop
für mich Angesagt – nee: da schon
abgefahren
Seitdem..., seit all den Jahren Ist denen
doch nix, gar nix mehr eingefallen Als mit neuen Geräten
zum ewig
selben Zitter-tatter-knitter-knatter-blubber-plapper- Schlitter-schnatter-bimmel-bammel- Bommelmützen-Beat
zu lallen :-)))
Weswegen ich schon lang inzwischen
umgestiegen bin Auf die akustische Gitarre: Das ist jetzt mein
Ding Die klingt, die singt, notfalls ohne Strom Die bringt
mich in die Gefilde, wo der Funke wohnt Den reich ich weiter an
dich Entzünde dein Licht Ich bin Die Zunge Die
Tanzt Erleuchte mich Mit dem Schein deiner Augen Deiner
Aufmerksamkeit Dann mach ich dir den Wilden bis ans Ende aller
Zeit
Laß dich träumen, aufbäumen, auch Stoß
um Stoß In den Wäldern unserer Tiefen Wo die
Elfen so lang schliefen Tönt ein neuer Sang, und geh´n
die Tiere los Unter geschuppten Drachenflügeln Sind die
Gäule nicht zu zügeln Und die Schlange will ins
feuchte Moos Die große Schlange muß ins feuchte
Moos
Sülz, sülz, schnäbel-schnäbel,
lechz und ach Was machst du... sag mir, was machst du... Was
machst du heut´ oder morgen nacht...?
Kapierst du,
was ich meine? Was mir der Tanz bedeutet? Viel mehr als
Freude! Nur Sex? Dieser Drecks-Kommentar zuvieler
Leute Schmäht meine Götter! Mein Heiligtum heute –
und nicht erst seit gestern – Ist der Moment der
Ekstase Deren Diener ich bleibe Und ich ehre die Schwestern,
mit denen ich´s treibe Die mich, ja mich, als ihren
Wonnebringer wählen – Auch leiblich, nicht nur
geistig – Daß einen guten Bock keine Geiß
reizt ohne Geist: Ich weiß, auch das muß ich hier
noch extra erwähnen
Spar dir die Tränen, schönen
Gruß ans Krokodil Mir geht´s gut – was gibt´s
sonst zu erwähnen? Nicht viel, möcht´ man
meinen Außer, daß wir alle weinen: um die
Wirtschaft Übern Terror, und natürlich den
Verdruß Unserer aller Euroschein Verschwindibus
Was
machst du...? Mach...!
Gähn-gähn – und was
bleibt unerwähnt? Fast nichts:
Das Fernsehen hat die
Leute gut gezähmt. Die nächtlichen Gassen – Und
auch so manche Datenstraßen – Sind in
erschreckendem Maß jungen Verlierern überlassen: So
scheißebraun inwendig, daß sie Braunhäutige
hassen Gefährlich süßlich, auch
verhohlen Prasseln ihre gemein-, nein: schein-germanischen
Parolen Neuerdings, die sie nichtsdestotrotz und nachwievor
Aus Unmenschs Mottenkiste holen Mit ihren nachplappernden
Schnäbeln Man sieht die Scheiße förmlich Aus
den Schädeln herausquellen Wenn sie quasseln von
"Rassen" Als wären Menschen Hunde Ja: Bellen
tun sie schon in Massen.
Was ihren Dreck nicht heller
macht. Doch eins, nur eins sei hier und jetzt Heut´
noch gesagt: Germanisch ist nicht, und nie gewesen Was Nazis
Vor- und Nachbeter Ihre Reichsverweser und – Selber
Volksverräter! – dachten. Germanisch ist
Gastrecht Nicht etwa: Gäste schlachten
Und wer und
was "zum Stamm" gehört Ist keine Frage eines
Blutes – Das überall rot war, ist und bleibt –
sondern: Die kreative Mischung kulturellen Gutes Und was man
miteinander treibt! Was die Goten schon wußten und
taten Doch von denen wißt ihr nix, ihr
Schwachmaten!
Germanisch ist keine Monokultur Und war
auch noch nie
irgendein Scheiß-"Reinrassen"-Rassisten-Gewichs Sondern
Mix: verschiedener Völker und Kulturen, Versteht ihr: Mix!
Gemisch! Melange! Komposition möcht´ ich´s
fast nennen: Der Zutaten sind viele Und sie lassen sich
nicht trennen.
Das erst macht Kultur. Bei Wotans
Brausen! Einfluß gehört dazu – gerade der von
außen! Wenn dir Kopftücher Angst machen, Bleib du
doch draußen! Oder sing mir wirklich was
deutsches. Schonmal von Humboldt gehört oder Kant? Was
je deutsch war, ist euch doch unbekannt geblieben. Euch hat
schon Goethe nicht gestört, ihr tumben Säcke Ich
zitier gleich nach Belieben Aus euch zu hoher
Anspielungs-Ecke Johann Wolfgangs "Götz von
Berlichingen" Oder reime platt auf Schiller: Brecht ihr
mir erstmal ´n Bertolt Oder blast mir auf´m Arsch
´n Triller.
Wobei Germanen sowieso mit Deutschem Nix
zu schaffen haben: Da waren Jahrhunderte dazwischen – Ach,
leckt mich alle mal am Abend.
Entschuldige, Süße Hab
mich grad echauffiert im Zoff Schwiff ab – oder sagt man
"schwoff"? Na, mal gucken, was der gute alte Duden
dazu sagt Und wenn ich den jetzt grad nicht find´ Ist
vielleicht morgen noch ein Tag Ja, der Tag – er neigt
sich Draußen dämmert´s - ach Sag mal: Was
machst du eigentlich heut´ Oder morgen nacht?
Was
machst du... sag mir, was machst du... Was machst du heut´
... oder morgen nacht...?
Wir könnten uns doch
treffen Ich mein´ ja nur so – als Idee In den
Raum gestellt, und die Zeit – okay Ich hab jetzt ziemlich
gesoßt Wird dir das zuviel? Ich soß dich zu gern
voll Nicht nur im Spiel
Meine Obsession Beschränkt
sich weißgott nicht auf Scheiben Obwohl ich Wert darauf
lege Die möglichst weithin zu vertreiben Du weißt,
ich wohn in einem Kaff Da ist der Hund verreckt Doch die
Miete billig Und mein Bäcker wohnt ums Eck
Ich war
in Wien, Berlin, im Ruhrpott und woanders Und obwohl ich ein
urbaner Typ bin Sind mir samt und sonders Die Bedingungen
dort ziemlich Auf den Arsch gegangen Und der schnell auf
Grundeis Ich bin gern gegangen Nirgends wirklich
gelandet Durchaus oft gescheitert Aber nie versandet In
der Provinz, die – wo ist´s anders? – Ihre
Künstler nicht erhört Wird man – ich seh´s
als Vorteil – Auch von kaum jemand gestört
Solang
mein Rechner läuft Und noch ein paar Mädels mailen –
Scheiße – darauf reimt sich nichts: Sailen?
Railen? Gailen? Alien ;-) Ja, fremd bin ich geblieben –
überall Wie ein Tourist Dem der Bus grad vor der Nase
weggefahren ist.
Was bleibt übrig? Alles, sag ich –
und es brennt Bis ins Mark Und ich verwett´ mein
letztes Hemd Daß die gute Stute einen Hengst
erkennt Dessen Huftritt sich gegen die Bretter stemmt Bis
der Stall aufbricht – Ja, so komm ich – Bis sich
der freie Mond ergießt über die Mähne Und die
knattert im Wind Und die Fontäne meiner Träume: Sie
erreicht dich, Kind Wildes Weib – deine Seele, deinen
Leib Bis er tollt über die Wiese Und man ist
bereit Sich zu kennen Sich zu nennen Gegenseitig zu
erkennen Ohne jede Scham Nackt unterm jungen Mond zu
rennen Bis der Wecker schellt, sprich: Bis zum Anbeginn der
Zeit. ... Meine Lieder Immer wieder Weißt
schon: Bin für dich bereit.
Gruß und Kuß Der
(nicht nur eine, aber) deine Wenn´s sein darf (Aber
nicht muß;-) Und Schluß.
musik
& text © duke meyer 2004
CD "die neue
loreley" jan. 2005 hörprobe
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