
zur
zeit
zungentanz
taten
jenseits
der
buehnen
unterwegs
aestheticks
schweinepriester
vita
salon
linx
kontakt
|
|
|
|
|
duke
meyers vortrag als die sau noch göttin war
pressestimmen
Michael
Westphal in den Fürther Nachrichten vom 25.01.2000
(ungekürzter Wortlaut):
Ein
fränkischer Künstler räumt mit den
Klischee-Vorstellungen der Nationalsozialisten auf
Ehrenrettung
der alten Germanen
Rassismus war den Vorfahren
fremd Eroberte Völker wurden integriert Ein
Scherbenhaufen
Die Germanen hätten Hitler nicht
bejubelt, sondern umgebracht. Dieses Fazit stammt von einem der
schillerndsten fränkischen Künstler, Duke Meyer.
Sein Vortrag "Als die Sau noch Göttin war
Einblicke in die Kultur der Germanen" im Fürther Teehaus
"Cha-Do" war eine Gegenüberstellung des
Germanentums mit dem, was seit der Nazi-Zeit dafür gehalten
wird.
Mit Trinkhorn und Jagdmesser am Ledergürtel in
Leinenhemd und Lederhose sieht Meyer ein bißchen aus
wie aus einer anderen Zeit doch halt, weltfremd ist er
sicher nicht. Neben dem Messer hängt noch ein Mobiltelefon,
und das Manuskript wurde am Computer getippt.
Der
Schauspieler Meyer beschäftigt sich seit etwa acht
Jahren mit Naturreligionen. Das Interesse für die germanische
Kultur war zunächst von Berührungsängsten geprägt.
"Germanentum und Sieg-Heil-Rufe gelten heute als die gleiche
braune Soße", so der Künstler. Und genau das ist
es, was Meyer auf die Palme bringt.
Mit der
Geschichte und Kultur der Germanen setzt sich seit Kriegsende kaum
jemand wirklich auseinander. "Dieses Thema ist kein Thema",
sagt Duke Meyer und warnt im selben Atemzug: "Wir
lassen uns unsere Vorgeschichte von Völkermördern
diktieren."
Hitler, Himmler und Konsorten. Das
angeblich so unbezwingbare, kampfeswillige und nibelungentreue
Volk der Germanen hatte es ihnen angetan. Daß die Germanen
kriegerisch waren, sei der einzige Punkt, in dem sich die
Faschisten nicht geirrt hätten, sagt Meyer und lächelt
ein wenig. Ansonsten entsprach dieses "deutsche Urvolk"
dem reinrassigen Bild ebenso wenig wie die Naziführer selbst
ihren arischen Idealen.
Klischees wie die der wilden
Wikinger mit ihren Hörnerhelmen gehören in die Abteilung
Märchen. Die berühmte Schlacht im Teutoburger Wald war
einer der seltenen Glückstreffer. Ansonsten kannten die
Germanen weder hoch entwickelte Schmiede- oder Kampfeskunst und
schon gar keine Disziplin auf dem Schlachtfeld.
Nationalstolz
oder rassisches Selbstverständnis a la "Wir Germanen"?
Fehlanzeige! Wie auch, denn die Germanen gab es nie, so Meyer.
Es gab Langobarden, Goten, Vandalen und eine Vielzahl anderer
Stämme, die aus indo-europäischen Einwanderern
entstanden sind. Und dies war im wahrsten Sinne des Wortes eine
bunte Mischung.
Denn während die Nazis reinrassige
Ideale hochhielten, wäre dies für so manchen Stamm der
sichere Untergang gewesen. "Reinrassigkeit wäre für
die Germanen so absurd gewesen wie ein aufwärts fließender
Fluß", scherzt Meyer.
Die germanischen
Stämme beseitigten ihre eroberten Völker nicht, sondern
nahmen sie auf, vermischten sich mit ihnen, unterwanderten sie.
"Angst vor Fremden war den Germanen fremd", so
Meyer.
Daß die Nazis die Geschichte der
Germanen auf den Kopf gestellt haben, wird am Hakenkreuz besonders
sichtbar. Die "Swastika", das germanische Sonnenkreuz,
Symbol für das Leben, wird bei Hitler umgedreht und als
Zeichen des Terrors, Krieges und des Völkermordes
mißbraucht.
Und trotzdem, heute noch bedienen sich
Neo-Nazis germanischer Symbolik. Der Thor-Hammer, den Meyer
als Anhänger an seiner Halskette trägt, ist in Berlin
ein Zeichen für Rechtsradikale. Mörder rechter Gesinnung
beziehen sich auf Odin, und braune Schlägertrupps benennen
sich nach dem Sturmgott Wotan.
Duke Meyer, der in
der vielfarbigen Welt der germanischen Götter, übrigens
keine Allmächtigen, sondern Vorbilder mit Ecken und Kanten,
eine neue Heimat gefunden hat, warnt in seinem Vortrag: "Wer
den Sturm ruft, kriegt Wotan." Und das mußten schon die
alten Nazis spüren.
Der Rabenclan Zusammen
mit dem Arbeitskreis für Heiden in Deutschland, dem
"Rabenclan", betreibt Meyer seine
Aufklärungsarbeit. Bei seiner Forschung muß er jedes
Buch dreimal umdrehen. Nicht nur weil das Geld oft knapp und die
Bücher teuer sind, sondern auch aufgrund der oft erst auf den
zweiten Blick zweifelhaften und rechten Autoren. Dennoch, Duke
Meyer wühlt sich weiter durch den "Scherbenhaufen",
der von der germanischen Kultur übrig geblieben ist, und
bleibt begeistert von den Sitten und Bräuchen der alten
Germanen.
Bei loderndem Ofenfeuer und duftendem Tee konnte
Meyer die Zuhörer im "Cha-Do" in seinen Bann
ziehen. Seinen Vortrag wird er am 18. Februar wiederholen. Mitte
März können ihn seine Fans dann in seinem Solo-Programm
"Diener der Ekstase" bewundern.
Fürther
Nachrichten vom 25.01.2000
zurück
<<
|
|
|
|
|