
zur
zeit
zungentanz
taten
performance
unterwegs
aestheticks
schweinepriester
vita
salon
linx
kontakt
|
|
|
|
|
eibensang
pressestimmen
Urlaute
als Kontrast Duke Meyers Performance in der
Kofferfabrik
"...Aus
dem Dunkel tönt ein Geheul, als wäre der Fenriswolf
persönlich aus den Klüften ins Walhall der Kofferfabrik
eingebrochen. Mythisches Geraune folgt, eine tiefe Stimme
fantasiert grandiose Wortgirlanden auf die Beengtheit der Städte,
vom bröckelnden Mauerwerk, vom deutschen Wald, als der noch
gar nicht deutsch, sondern schlicht Urwald war. Und von den
zotteligen, stinkenden Tieren, die durchs Gehölz
trampeln. Bloß der Sprecher bleibt im Dunkeln verhüllt.
Die rote Glut seiner Zigarette dringt als einziger Licht- und
Blickpunkt durchs Dunkel, zieht alle Aufmerksamkeit des Publikums
auf sich. Da wird es langsam hell. Was sehen wir? Einen Schamanen
mit bewußtseinserweiterndem Pfeifenkopf? Von wegen! Eine
Dame im langen Schwarzen mit Sektglas und Zigarettenspietze! Doch
die Dame ist ein Herr: Duke Meyer!
Der
Duke als Diseuse?
Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Aber er macht Sinn.
Denn diese Aufmachung setzt den optischen Kontrapunkt zum Text.
Das anarchische Fabulieren über vorzivilisiertes Leben, der
Haß auf die Auspolsterungen des Industriezeitalters,
vorgetragen in einem 'dekadenten', sprich überzivilisierten
Gewand, erzeugt Spannung. Und es hinterfragt das Pathos des
Urwüchsigen. Denn wer sonst als zivilisationsmüde
Menschen hegen Träume vom Leben auf der Scholle?
Seine
Performance 'eibensang' hat Duke Meyer
radikal reduziert auf seine eigene Person. Sein Gesang erschallt a
capella, nur hin und wieder unterstützt von den Rhythmen
einer Rahmentrommel und eines Pferdekiefers. Meyers
Hinwednung zu urtümlichen Kulturformen ist auch nicht
teutonisch, wie man es mißverstehen könnte, sondern
verknüpft indianische Stammestänze, nordische Mythologie
und afrikanische Hitze. Bei so viel voodoopriesterlichem Pathos
lockt der Absturz in die unfreiwillige Komik. Doch Duke
Meyer umgeht den Abgrund
durch eine kräftige Prise Selbstironie. So im 'Längsten
Lied der Welt', einer Umweltballade, die so lange dauert, bis das
Publikum dem Vortrag per Applaus (oder Unmut) Einhalt
gebietet. ... Im zweiten Teil taucht der Duke
dann tief ein ins nasse Element. Eine halbe Ewigkeit lang gießt
er, nun entschieden männlich, Wasser in einen Eimer... Es
folgt die 'Predigt eines Hais an die Menschheit': Rückgabe
aller stehenden und fließenden Gewässer in sauberem
Zustand! Hier nun läuft der Duke
wirklich zu Hochform auf Seine Fischpredigt stellt nicht allein
eine Kriegserklärung ans Festland dar, sie zeigt auf, daß
alles Leben aus dem Wasser stammt und macht die älteren
Rechte der Wasserbewohner geltend ... Nach einer guten Stunde
war die Vorstellung schon vorbei. Das schöne Pathos der
Urzeit brach der Duke
dann noch einmal mit einer Zugabe aus der persönlichen Urzeit
auf: seinem ersten Lied zur Klampfe ('da war ich 21'), einem
Liebeskummerlied zu Steinerweichen, daß selbst der
Fenriswolf aufjault."
Fürther
Nachrichten vom 21.01.2002
zurück
<<
|
|
|
|
|